Ich wanderte gerade durch die Gründe des SternenClans, als ein ferner Ruf meine Sinne erreichte. Sofort erkannte ich die Präsenz meiner Tochter und einer anderen, jüngeren Katze. Und ich verstand, was sie damit erreichen wollte. Mit einem leisen Lächeln auf den Lippen verblaßte ich.

---) Mondbaum

Ich materialisierte uns wieder auf der hellen, offenen Lichtung. Ungefähr eine Fuchslänge vor der Kätzin erschien ich. Hallo Gluttatze. Ich freue mich, dich kennenzulernen begrüßte ich die Schülerin freundlich.

Als ich die Augen öffnete, befand ich mich nicht mehr beim Mondbaum, sondern auf einer Lichtung mit einem bunten Himmel. Beeindruckt riss ich die Augen auf und drehte mich, als neben mir eine Stimme erklang und ich duckte mich tief, da ich mich zuerst erschrocken hatte. Ein wenig ängstlich musterte ich die Fremde Katze mit den Sternen im Fell. "Bist du Splittermonds Mutter?", fragte ich leise und meine Nase zuckte neugierig.

Bestätigen nickte ich. Ja, die bin ich. Man nennt mich Bienenflug stellte ich mich warm vor und lächelte dabei herzlich, bevor mein Blick ebenfalls nach oben schwiff. Er ist wunderschön, oder? fragte ich leise und lud die Schülerin mit einem Schweifbewegung ein, sich neben mich zu setzen.

Bienenflug gab mir ein kurzes Zeichen, dass ich mich zu ihr setzen sollte. Der Boden unter meinen Pfoten fühlte sich weich an, fast so, als würde ich über Federn laufen. Schließlich setzte ich mich neben die Katze und sah hinauf in den Himmel. "Ja...", hauchte ich und runzelte dann die Stirn. "Aber...wir befinden uns doch im Himmel...warum können wir dann nicht hinunter auf die Erde sehen? Dort, wo die anderen Katzen sind.", maunzte ich. Wenn der SternenClan so hieß, musste er doch irgendwo bei den Sternen sein, also am Himmelszelt.

Bedächtigt nickte ich. Sie stellt eine gute Frage. Ich schwieg weiter und überlegte, wie ich es Gluttatze am besten erklären sollte. Können wir auch. Nur nicht hier fing ich dann an. Der SternenClan ist ein Paradoxon, eine Falte im Universum. In euren Vorstellungen leben und wandeln wir in den Sternen. Ich kann dir nicht sagen, inwiefern dies korrekt ist. Allerdings... nun, manche Sachen existieren nur, weil jemand an sie glaubt. Vielleicht ist das mit diesem Ort hier genauso? mutmaßte ich. Himmel kann viel bedeuten. Was wäre, wenn man die Erde damals Himmel genannt hätte, und den Himmel Erde? Würden wir dann in der Erde oder im Himmel leben?

Ich versuchte Bienenflugs Worten zu folgen, doch irgendwann war ich verwirrt. Ich ließ mir ihre Worte durch den Kopf gehen, immer und immer wieder "Das würde doch letztendlich keinen Unterschied machen, wie man den Himmel oder die Erde nennt. An der Tatsache was sie sind würde sich nichts ändern . Etwas überrascht hielt ich inne, da die Worte ungehindert über meinen Mund kamen, ohne zu stottern.

Sie ist klug. Hoffentlich weiß meine Tochter dass zu schätzen Genau. Du hast es begriffen. bestätigte ich und schnurrte erfreut. Plötzlich blitzten meine Augen verspielt auf und ich berührte sie einmal mit meiner Nase an der Schulter. Fang mich! rief ich und begann, in großen Sprüngen bin ihr davon zu laufen.

Etwas überrumpelt erstarrte ich, ehe ich aufsprang und hinter Bienenflug herherzte. Als ich rannte fühlte es sich an wie fliegen. Meine Pfoten berührten kaum den Boden. "Na warte! Gleich habe ich dich!", kicherte ich und beschleunigte meine Schritte. Die Umgebung bestand nur noch aus verwischen Farben.

Grinsend beschleunigte ich noch ein bisschen mehr - ich war die einzige Katze im SternenClan und selbst wenn ich mir meine Zeit gut vertreiben konnte, genoss ich es, Mal wieder mit anderen zu reden. Dann aber verlangsamte ich mein Tempo wieder und kam zum stehen. Genug des Spaßes. Hat Splittermond dir gesagt, warum du hier bist? fragte ich direkt.

Ich rannte fast in die Katze hinein, bremste jedoch stark ab, sodass ich nur mit der Nase Bienenflugs Fell berührte. Schließlich hob ich den Blick und sah die Mutter meiner Mentorin an. "Ich soll mir ein Bild davon machen für was ich schlussendlich Kämpfe und woran ich glauben soll.", miaute ich und sah mich um. Hier war sonst niemand und fragend sah ich Bienenflug an. War sie hier ganz alleine?

Ich lächelte und setzte mich aufrecht hin, meinen Schweif ordentlich über die Pfoten gelegt. Meine Tochter hat dir also alles nötige gesagt. Darum: Wofür kämpfst du? Was schwört du zu beschützen, wenn du mit deiner Ernennung zur Kriegerin dem Clan ewige Treue versprichst? erwiderte ich und starrte die Schülerin aufmerksam, beinahe schon lauernd an. Als ich ihren fragendem Blick bemerkte nickte ich. Noch bin ich alleine. Solange keine Katze, die nach dem Gesetz der Krieger lebt, stirbt, werde ich das auch bleiben erklärte ich ihr.

Das ist traurig..., dachte ich. Es war sowohl traurig, dass Bienenflug vorerst alleine blieb, aber gleichzeitig war es auch traurig, dass ihre Gesellschaft sterben musste. Doch zurück zu Bienenflugs Frage: "Ich kämpfe für meinen Clan. Für meine Clankameraden. Für die Gesunden und Kranken Katzen, für die alten und jungen Kameraden. Gegen das Böse und für das Gute.", antworte ich selbstverständlich. "Ich möchte meinen Clan vor Feinden beschützen, ob von innen oder außen heraus. Ich möchte...eine ehrenvolle Kriegerin des BlitzClans werden und Splittermond jederzeit zur Seite stehen."

Ich lächelte wieder, doch diesesmal lag ein mysteriöser Ausdruck in meinen Augen. Genau. Aber was ist gut und was ist böse? hinterfrage ich einen Teil ihrer Rede. Sie ist noch so jung und muss erst noch lernen, dass gut und böse manchmal auch das gleiche seien können dachte ich und stand auf. Langsam begann ich gezielt in eine Richtung zu wandern. Mit einer Geste bedeutete ich Gluttatze, mir zu folgen. Ich hatte das Bedürfnis, ihr etwas zu zeigen.

---> Klarer See