Ich führte sie zu dem kleinen See, an dem ich meine meiste Zeit verbrachte. Also. Was ist der Unterschied zwischen Gut und Böse? forderte ich Gluttatze noch einmal auf, diesesmal mit mehr Nachdruck. Geschickt kletterte ich an den Ufer des Sees und hockte mich auf den Rand, darauf bedacht, nicht hineinzufallen. Pass bitte aus und falle nicht ins Wasser bat ich die Schülerin und beobachtete die Spiegelung des Mondes im Wasser.

Leise setzte ich mich zu Bienenflug, starrte in das Wasser, welches fast schwarz wirkte, aber der Mond verlieh dem Wasser doch etwas magisches und silbernes. "Gute Katzen handeln ehrenhaft. Sie beschützen, teilen und mutig. Und böse Katzen töten aus Habgier und sind Machthungrig. Sie...zerstören und es gefällt ihnen.", miaute ich leise und überlegte, mit meiner Pfote das Wasser kurz zu berühren und langsam hob ich meine Tatze, hielt jedoch inne.

Ich schüttelte ermahnend den Kopf. Wie ich sagte, berühr das Wasser nicht. Das wenigste ist so, wie es scheint warnte ich die Schülerin noch einmal und blickte sie scharf an. Das ist die landläufigen Definition von gut und böse, das stimmt. Und was ist eine Mutter, die ihre eigenen Jungen tötet, für dich? Oder ein Streuner, der einen anderen tötet? fragte weiter nach. Meine Aufgabe in diesem ganzen Spiel war es, die Katzen zum Nachdenken zu bringen. Und genau deswegen stellte ich diese Fragen.

Sofort zog ich meine Tatze zurück, leckte kurz darüber und stellte sie wieder ab. "Wenn der Streuner den anderen töten, um seine bösen Absichten zu beenden, ist es okay. Und wenn die Mutter...warum sollte eine Katze ihre eigenen Jungen töten?", fragte ich und legte meine Ohren an. Für mich machte es keinen Sinn. Mama hätte mich und Herbsttatze nie getötet, schätzte ich. Und für mich konnte eine solche Mutter keine guten Absichten haben.

Belustigt legte ich den Kopf schief. Da gibt es mehrere Gründe. Zum einem könnte es Winter sein und die Kätzin und ihre Jungen sind am Verhungern. Die Mutter entscheidet sich dazu, ihren Jungen einen schnellen Tod zu gewähren und sie nicht tagelang dahindiechen zu lassen, zum Beispiel. Aber egal. Wie ich sehe, hast du das Prinzip verstanden. Gut ist nicht gleich Gut, böse nicht immer böse. Erst wenn man einen zweiten Blick riskiert, erkennt man die Wahrheit. meinte ich und starrte wieder scheinbar abwesend ins Wasser. Ich spürte, dass ich Gluttatzes Geist bald wieder zurückschicken musste, aber eine letzte Sache musste noch seien. Eine leichte Brise schien aufzukommen. Du bist eine würdige Kriegerin, Gluttatze. Aber vergiss nie: Egal wie sehr du in den Clan vertraust, auf deine Gefährten, auf Splittermond, das wichtigste ist immer dein Vertrauen in dich selber. raunte ich ihr zu.

"Aber die Katze könnte doch ihre Jungen auch zu Menschen bringen oder zu Hauskatzen, die auch Junge haben.", miaute ich leise, doch vielleicht war das keine Lösung für manch Katze. Auf ihre weiteren Worte glühten meine Augen stolz und fröhlich. Sie empfand mich als würdige Kriegerin und dankbar rieb ich meinen Kopf an Bienenflug. "Danke.", schnurrte ich.

Ich ging nicht näher auf mein kleines "Gedankenspiel" ein und erwiderte stattdessen schnurrend die Geste der Schülerin. Hiermit gebe ich dir meinen Segen. Ich freue mich dich kennengelernt zu haben, und auf deine Schwester freue ich mich ebenfalls schon. Hoffentlich dauert es noch eine Weile, bis wir uns Wiedersehen verabschiedete ich mich - und stieß die junge Kätzin ohne Vorwarnung in den See. Kurz davor flüsterte ich ihr jedoch noch etwas ins Ohr. Vertraue auf deinen Instinkt. Er wurde uns nicht ohne Grund gegeben Dann glitt die Kätzin in das Wasser und der See kräuselte sich kurz, bevor er sie regelrecht "einsaugte". Kurz darauf zeigte er mir den Mondbaum und den Körper der Schülerin. Erleichtert beobachtete ich, dass sie aufwachte. Die Clans wachsen und wachsen... Und das müssen sie sich. Gefahr kommt auf die zu überlegte ich und seufzte leise.

(Gluttatze verlässt den SternenClan und wacht am Mondbaum wieder auf)