Dieser verdammte, freche Grashüpfer! War einfach immer weiter vor mir her gehüpft - als wolle er mich verspotten! Das konnte..nein wollte ich einfach nicht auf mir sitzen lassen. Immer wieder hatte ich mich durch Gräser und Büsche an ihn heran geschlichen. Doch immer wenn ich dachte ich hätte ihn und meine Pfoten weggezogen hatte, war er weg gehüpft. Dass ich mich auf der Jagd immer mehr einer sandigen Grube näherte, merkte ich nicht. Erst als ich übereifrig nach dem Grashüpfer sprang, welcher gekonnt zur Seite auswich, merkte ich dass ich an der Kante einer Grube war. Doch da war es schon zu spät. Mich überschlagend stürzte ich laut auffauchend hinab, auf den sandigen Grund. Einen Moment blieb ich vor Schreck liegen, ehe ich fauchend aufsprang und hinauf sah. Blöder Käfer! Das war gemein! Ich versuchte aus der Grube zu klettern, rutschte aber immer wieder an den Kanten ab und hing hin und wieder baumelnd in der Luft. Aber aufgeben war nicht drin! Niemals. Komm zurück! Der Grashüpfer war wieder in den nahen Büschen verschwunden, was ich gerade so hatte sehen können, bevor ich wieder in die Grube plumpste.

Aufmerksam schaute ich mich um und folgte Blutmond, bis der Boden unter meinen Pfoten immer sandiger wurde. Wo sind wir hier? Gerade wollte ich mich an Blutmond wenden, als dieser stehen blieb und scheinbar wankte. Besorgt trat ich an seine Seite. "Nicht hier", maunzte ich hilflos. "Aber ich kann voraus gehen und welchen holen.. oder ich trage dich.."

Plötzlich waren da Stimmen. Fremde Stimmen. Ich knurrte so tief und bedrohlich wie ich konnte und plüschte mein Fell auf, was besonders bei meinem Schweif aussehen mochte. Fauchend hopste ich aus der Ecke heraus, wo ich weiterhin versucht hatte aus der Grube zu klettern. Inzwischen war mein Fell vom Sand voll - sah schmutzig, fast grau-braun aus. Wer seid ihr? Das hier ist MEIN Zuhause! Auch wenn die beiden Katzen, welche ich entdeckte, eindeutig größer waren als ich - schüchterte mich das nicht ein. Der Geruch von Wunden lag in der Luft.

War das jetzt das zweite oder dritte Mal, dass er mir ankündigte, dass er mit mir sprechen wollte? Aufmerksam drehte ich ihm meine Ohren zu, da wurde er auch schon wieder unterbrochen. Und wie! Putzig!, war das erste, das mir durch den Kopf ging, als ich die kleine Tigerin sah. Schmunzelnd ließ ich mich auf meinen Hintern nieder und legte meinen Kopf zur Seite.

Ich fuhr meine Krallen aus. Was ein Lügner! Und was sollte dieser Sonnenclan sein? Was zu fressen? Jetzt gehört es aber mir! Hier war sonst niemand! Und wo niemand ist darf ich bleiben! Fauchte ich dann und zeigte deutlich in einer möglichst bedrohlichen Gestik meine Zähnchen. Dabei hob ich meinen Schweif hoch, welcher aussah als sei gerade ein Fächer aufgegangen und halb geschlossen stecken geblieben. Dieser Ort kann dir nicht gehören! Und Essen kann keine Orte besitzen! murrte ich dann und sprang angriffslustig vor den beiden hin und her, wobei ich immer mal wieder hisste.

Ich verengte die Augen und schlug wild wedelnd mit meiner Pfote nach dem getigerten Kater, welcher mich schon ein wenig an meine Mutter erinnerte - auch wenn ihr Fell immer wie explodiert ausgesehen hatte. Aber hier sind doch nur so doofe Käfer! Von denen werde ja nicht mal ich satt! Begehrte ich dann auf, was mein Magen mit einem überlautem Knurren zu bestätigen schien. Ich darf außerdem sein wo ich will! Ich sprang ein Stück zurück, den Vorderkörper leicht zu Boden neigend und die Hinterpfoten und her her trapsend, zum Sprung bereit.

Ich legte den Kopf schief und sah den Kater mit einem misstrauischen Blick an. Bis auf meine Mutter und meine Brüder war ich ja noch nie mit anderen Katzen zusammen. Und selbst mit meinen Brüdern hatte ich ja kämpfen müssen um meinen Anteil der Muttermilch zu bekommen. Warum sollte mi also jemand freiwillig etwas zu fressen überlassen? Und was erwartest du als Gegenleistung? Meine Mutter hatte mir erzählt, dass ich brav sein muss, weil ich sonst kein Fressen und auch keine Liebe bekomme. Wieso sollte dieser Kater mir also Fressen geben wollen, ohne dafür etwa zu verlangen? ich schüttelte mich kurz - und puff - sah ich aus wie ein aufgeplatzes Kissen, nur dass mir Sand und Staub aus dem Fell rieselten. Ich murrte und versuchte mein Fell zu glätten, zu säubern. Aber meine kleine Zunge kam gerade mal ein wenig an das Fell an den Schultern und der Kehle.

Ich duckte mich und knurrte angriffslustig, bis der Geruch nach Wunden klarer wurde. Der Geruch kam eindeutig von dem Kater. Nun, wo er näher kam konnte ich diese sogar sehen. Meine Augen weiteten sich. Woaaah.. Ich kroch vorsichtig näher, noch immer etwas misstrauisch und mit ausgefahrenen Krallen um mich jederzeit verteidigen zu können. Ich begutachtete eine der Wunden. Tut das sehr weh? Ich schnupperte an der Verletzung, an welche ich am ehesten heran reichte. Meine Brüder und ich hatten bei unseren Kämpfen öfter Wunden davon getragen - aber diese waren eher klein und heilten schnell von allein. Aber die Wunden des Katers wirkten auf mich riesig. Ein Impuls sorgte dafür, dass ich mich auf die Hinterpfoten aufstellte und mich mit den Vorderpfoten an der Flanke von Blutmond abstützte. Ich schleckte leicht über eine der Wunden - zumindest soweit ich heran kam.