Neyle vor mir war nur noch ein schneller farbiger Fleck, doch ich folgte ihr weiterhin, bis sie schließlich langsamer wurde. Gehetzt sah ich über meine Schulter zurück und schnaufte. "Mir geht es gut. Ist alles klar bei dir?" Kurzerhand musterte ich die Katze von oben bis unten, stellte aber keine Verletzungen fest. Erleichtert legte sich mein Fell an und ich sah mich um. Hier war ich zuletzt mit Shadow gewesen und wir waren diesem komischen Kater begegnet. Aufmerksam stellte ich die Ohren auf. Ob er noch hier war?

Obwohl es eher gegen meine Natur war, war ich in der Nähe des Katers geblieben und hatte für @Trickster gejagt und die Mäuse immer wieder schwungvoll in das Gebüsch geworfen, in welchem er sich von dem Kampf und seinen Verletzungen erholt. Der Wind trug mittlerweile den Geruch anderer Katzen durch den Wald, weshalb ich misstrauisch vor dem Gestrüpp Platz nahm. Wie lange willst du dich eigentlich noch da drin verstecken?

Missgelaunt hatte ich zuerst die Mäuse, die mir die Kätzin in das Gebüsch warf, abgewiesen und von mir geschoben. Ich konnte für mich selber jagen! Aber nach einer Weile, in der ich mich nicht bewegen konnte, überwog der Hungerschmerz und ich hatte widerwillig die Beute angenommen. Gerade hatte ich meinen Schweif über die Nase gelegt, als die schweigsame Gestreifte mich ansprach. Langsam zog ich den Schweif von meinem Gesicht und mein mattgelber Blick legte sich auf ihren Rücken. "Solange ich es für nötig halte", grollte ich zurück. Aber ich streckte trotzdem die schmerzenden Gliedmaßen aus, zuckte bei jeder Bewegung zusammen. Ich hatte meine Muskeln länger nicht benutzt, und auch wenn die Wunden sich inzwischen halbwegs geschlossen hatten, tat es noch höllisch weh. Leise knurrend schob ich mich aus dem Gebüsch und an ihr vorbei, dann hob ich den Kopf. Diesen Geruch kenne ich doch?

Mit besorgt gesträubtem Fell war ich schließlich der Spur bis zum Ende gefolgt und rannte fast in Neyle rein. "Ein Glück, ihr seid wohlauf", schnurrte ich erleichtert und strich einmal mit der Schnauze über Neyles Schulter und mit dem Schweif über Mayas Kopf. Aber der schale Geruch nach Blut ließ mich bald schon wieder den Kopf gehen und ich spitzte wachsam die Ohren. "Hier ist jemand verletzt!" Sofort begann ich mich suchend umzuschauen. Ein Verletzter und ich hatte gerade keine Kräuter dabei! Ein Knurren bildete sich in meiner Kehle und ich folgte einfach dem Geruch, achtete nicht mehr auf die beiden Kätzinnen.

Stripes:

Ich zuckte nicht mal zusammen, als Trickster aus dem Gebüsch trat. Gegen meine Gewohnheit strich ich kurz beruhigend mit meinem Schweif über den Rücken des Katers. Da merkte ich, dass sich einer der anderen Katzengerüche uns näherten. Wie es aussieht solltest du lieber fähig genug sein um zu kämpfen.

Noch immer leicht unter Stress stehend wandte ich mich Maya zu und seufzte leise. "Ja. Ja, mir geht es gut", miaute ich und betrachtete die helle Kätzin nun meinerseits, ob alles in Ordnung war. Als ihr Blick dann in die Ferne ging und sie aufmerksamer wurde, merkte ich auf und sah mich selbst um. War hier irgendwas faul? Doch im nächsten Moment brach Fels durch die Sträucher und rannte mich fast um. Erschreckt verzog ich meine Lefzen zu einem Fauchen und selbst der Kamm auf meinem Rücken stellte sich auf. Bis ich Fels erkannte und von dieser auch schon berührt wurde. "Ja, uns geht es gut. Wo ist Tia? Wart ihr nicht zusammen?", fragte ich miauend und schaute in die Richtung, aus der Fels gekommen war, als diese sich auch schon wieder abwandte. "Was? Warte, Fels!", rief ich überrascht und sah noch einmal zu Maya, ehe ich ihr der plüschigen Kate folgte. "Jetzt warte doch mal, Fels! Was, wenn es der Kater ist, von dem Maya erzählt hat?!", versuchte ich ihr in Erinnerung zu rufen. Dann wäre sie in Gefahr und wir auch.

Erleichtert betrachtete ich Fels, die durch die Büsche zu uns herüber sprang. Ich blieb still, ließ Neyle reden, bis sich Fels abwandte. "Warte!", zischte ich und stellte mich der Katze in den Weg, mit gesträubten Pelz. "Überprüfe wenigstens die Umgebung, bevor du nach einem Verletzten suchst und dann selbst zu einem wirst. Hier war ein dunkel getigerter Kater. Und vielleicht ist er noch hier."

Ich warf der Kätzin, die mir noch immer nicht ihren Namen genannt hatte, einen überraschten Blick zu und hätte sie beinahe angeknurrt. Allerdings ließ ich es dann doch bleiben. Falls ich kämpfen musste, wäre sie eine gute Hilfe, und ich spannte bereits meine Muskeln an, auch wenn ich die Bewegung verbarg. Ich überraschte lieber selbst, anstatt mich überraschen zu lassen. "Ganz ruhig", murmelte ich ihr fast lautlos zu. "Wenn sie kämpfen wollen, haben sie gegen uns beide zusammen keine Chance." Meine Stimme klang dunkel und ein wenig Vorfreude mischte sich darunter. Auch wenn ich noch immer verwundet war, würde ich kämpfen wie der Teufel höchstselbst, sollten sie uns angreifen. Und ich war mir ziemlich sicher, dass die kleine Kätzin das ebenso tun würde, nach allem, was ich bei dem Kampf mit den Hunden gesehen hatte.

Mein Fell sträubte sich und ein dunkles Grollen stieg in mir auf, als sich Maya in meinen Weg stellte. Gefährlicher Kater hin oder her - niemand stellte sich mir in den Weg, wenn ich jemanden zu heilen hatte! "Geh beiseite. Woher willst du wissen, dass der gefährlich ist? Du hast das auch nur von irgendwem gehört, anstatt es selbst zu sehen. Und wegen Gerüchten lasse ich keine Katze sterben", knurrte ich mühsam beherrscht zu beiden Katzen. Würde sie nicht gleich beiseite gehen, würde sie meine Krallen vermutlich zu spüren bekommen - ich ließ mich nicht davon abhalten. Diese Lektion mussten schon viele Katzen lernen, denen ich begegnet war, auch wenn ich sie eigentlich mochte und nicht verletzen wollte. Aber bei diesem intensiven Geruch nach Blut - auch wenn er schal war - konnte ich nicht anders.

Ich schnaufte ein wenig. Es wurde nun eindeutig mehr Gerüche die sich uns näherten. Mir sträubte sich das Fell. Ich hatte nach dem Angriff der Hunde eigentlich keine große Lust auf einen Kampf. Außerdem wurde es langsam immer kälter. Ich sollte mir rasch einen warmen und sicheren Platz suchen.