Ich schrie und schrie, während der Wind in meinen Ohren pfiff. Dadurch bekam ich Silhouettenmonds gejaulten Anweisungen nur halb mit, aber genug, um durch die blanke Panik zu reagieren. Im Griff des Vogels drehte und wand ich mich, versuchte nach den Klauen zu beißen, doch ich konnte den Kopf nicht weit genug drehen, und da, wo sich die spitzen Krallen in mein Fell bohrten, trat durch das Herumgezappel Blut aus. Meine Schreie wurden immer schriller. Schließlich gelang es mir, mich in dem Griff so weit zu drehen, dass ich mit dem Rücken zum Erdboden in der Luft hing - wobei meine Flanken noch heftiger bluteten - und drückte mit aller Kraft gegen den Bauch des großen Vogels.

Ich befolgte die Anweisungen der Kätzin und beschleunigte kurz, nur um dann mit aller Kraft in die Luft zu springen. Und tatsächlich erwischte ich den Vogel leicht, aber nicht stark genug um ihn ernsthaft zu verletzen. Inzwischen hatte die Kleine sind umgedreht und stemmte sich gegen den Vogel. Gut macht sie das! Hilfesuchend blickte ich zu der erwachsenen Katze (Silhouettenmond) an. Was soll ich machen?

Ein letzter Sprung, vergeblich. Ich setzte weich auf dem Boden auf, und starrte nach Oben. Wir waren zu Tief, um zu helfen. Sie musste es schaffen, jetzt, alleine. "Anju! Du kannst das!", rief ich laut und ernst, aber in einem motivierenden Ton. "Denk daran, du kannst es. Wir vertrauen darauf!" Ich mochte den Kater nicht kennen, doch hoffte ich, dass es ihr half.
Auf den Blick des Katers schüttelte ich leicht den Kopf. "Es liegt im Wille des Lebens, und in ihrem, ob sie es schafft!"

Ich fuhr die Krallen aus und drückte, mehr aus Instinkt als aus bewusstem Handeln, weiterhin gegen den Bauch des Greifvogels. Mein Atem ging inzwischen in ein schnelles, panisches Keuchen über, während das schrille Schreien versiegt war. Da ich mit dem Rücken zum Boden gerichtet hing bekam ich nicht mit, wie hoch wir inzwischen flogen, was nur von Vorteil war - hätte ich gewusst, dass ich längst außer Reichweite der beiden Katzen war, hätte ich wohl nicht mehr die Kraft aufbringen können, mich loszureißen. Doch mit einem kräftigen Biss in sein Bein und den Vorder-und Hinterpfoten, die sich gegen das Federvieh stemmten, gelang es mir schließlich. Mit einem letzten, verärgerten Kreischen ließ der Vogel mich los und ich näherte mich rasant dem Erdboden.

Erschrocken beobachtete ich wie die kleine Katze auf den Boden zuraste - schnell rannte ich in ihre Nähe und versuchte abzuschätzen, wo sie aufschlägt. Dabei warf ich einen kurzen Blick zu der anderen Katze und forderte sie stumm auf, mir zu helfen.

Noch immer verfolgte ich die Situation aus meinem blauen Augen, und zuckte mit dem Schweif. "Dreh dich! Dreh dich, Anju!", jaulte ich, sobald sie sich vom Adler löste. Sie musste es schaffen! Ich wollte, dass sie dies schaffte!
Lange brauchte es, bis ich den Blick des Katers spürte, seine hilfesuchende Aufforderung an mich. Doch wieder schüttelte ich den Kopf, wir konnten nichts tun. Wie denn auch? Es gab für mich keine plausiblen Möglichkeiten. Jetzt hieß es abwarten, und hoffen. Mehr nicht.

Der Wind rauschte laut in meinen Ohren, während ich stürzte. Entsetzt fiepte ich und mir schnürte sich die Kehle zu. Ich hatte keine Höhenangst, doch das ließ wieder Panik in meinem Blick aufflackern. Trotzdem tat ich das, was in solchen Situationen in jeder Katze steckte und was mir Silhouettenmond zujaulte - ich drehte meinen kleinen Körper so, dass meine Pfoten zuerst auf dem Boden aufkamen. Doch ich knickte mit dem linken Vorderbein ein und jaulte vor Schmerz auf, während ich landete und dann kurz danach auf der Seite lag.

Besorgt rannte ich zu der kleinen Katze (Anju) und stupste sie sanft an. Sie lag auf der Seite und schien Schmerzen zu haben. Sorgsam untersuchte ich ihr linkes Bein, allerdings kannte ich mich nicht gut genug mit Heilkunde aus um eine Diagnose abzugeben.

Ich folgte dem fremden Kater zu Anju, und sah sie besorgt an. "Anju?", miaute ich fragend, auch wenn ich sah, dass sie noch atmete. Ich witterte leicht an ihr, und prüfte leicht ihre Wunden. Verletzungen, aber ich kannte kaum ein Heilmittel.
"Such Spinnenweben, Fremder!", wies ich den Kater an und musterte ihn kurz.

Ich wimmerte leise und zog mein Vorderbein an meinen Körper heran, dann zuckte mein Blick hoch in den Himmel. "Er... Ist doch weg, oder? Bitte sag mir, dass er weg ist", jaulte ich leise und verängstigt, dann zog ich mich zitternd unter Silhouettenmonds Körper, um Schutz zu suchen. Meine Flanken bluteten noch immer, doch meine Pfote tat mehr weh. Mit großen Augen schaute ich abwechselnd zu dem fremden Kater und zu Silhouettenmond hoch und zitterte noch immer, auch wenn mich der Geruch der Kätzin etwas beruhigte.

"Er ist weg", brummte ich in einem sanfteren Ton, und beobachte das Kätzchen in einem ruhigen Ton. "Was ist mit deiner Pfote?", fragte ich, während ich dankend die Spinnweben nahm und sie anfing auf dem Pelz von Anju zu verteilen. Langsam stoppte das austretende Blut, und ich hoffe sehnlichst, dass es nicht wie Vater enden würde. Ich seufzte lautlos, aber blickte dann zu dem mir noch immer fremden Kater. "Ich danke dir, Fremder." Ich verdrängte die Gedanken an die vergangen Situationen und musterte ihn. "Wie heißt du?"

Langsam wurde mein hektischer Atem langsamer und ruhiger, doch die Angst saß noch immer hartnäckig in meinem zitternden Körper. "M-meine Pfote t-tut weh", stotterte ich verängstigt. "D-du beschützt mich doch, Sil-Silhouettenmond, oder?" Ich wimmerte und drückte mich in ihr weiches Fell.

Abwechselnd sah ich Anju und den Kater an, und lauschte den Worten der Jüngsten. "Kannst du versuchen aufzustehen? Ohne dein Bein zu belasten?", hackte ich nach. "Ja, Anju, ich werde auf dich aufpassen." Wie genau, würde ich noch überlegen, doch dies hatte Zeit.
Ich sah zu dem Kater, und musterte seine Bewegungen. Er zeigte auf sein Fell, warum? Kurz überlegte ich.
"Kannst du nicht sprechen..., fragte ich nach einer Weile und legte den Kopf schief. "Und dein Name hat etwas mit deinem Fell zutun?", fragte ich weiter. "Etwa ein Name, wie Dunkel, Stiller... oder Grau?"