"Sieht es denn so aus, als würde es mir besser gehen?" Ich erschrak ein wenig über das leise Knurren in meiner Stimme und legte die Ohren an. Allerdings nahm ich meine Worte nicht zurück und starrte missmutig zu Boden, während Moor sprach. Eine Weile schwieg ich noch, aber dann erhob ich doch die Stimme, in der nun kein Zorn mehr, sondern nur ein leichtes Zittern herauszuhören war. "Meine Pfote tut weh - ich glaube, sie ist gebrochen", miaute ich leise und schob nun doch den Kopf vor, drückte die Nase an Bärentatzes Nase, um mich für mein Knurren zu entschuldigen.
Während des Wartens auf Bärentatze und Silhouettenmond war ich wieder eingeschlafen, und so bekam ich nicht mit, wie sie das Lager wieder betraten. Ich öffnete erst träge die Augen, als ich ein Geräusch hörte und auf einmal Bärentatze direkt vor meiner Schnauze lag. Allerdings zeigte ich nicht die Reaktion, die man von mir vielleicht erwartet hätte - meine Stimme überraschte mich sogar selbst. Aber das Fauchen darin war nicht zu überhören, denn meine Pfote tat inzwischen noch mehr weh und ich war schlecht gelaunt. "Bärentatze! Silhouettenmond! Wo wart ihr denn so lange?" murrte ich und mein Schweif wischte über den Boden, während ich leise schniefte. Ich hatte nicht einmal den Kopf gehoben oder über Bärentatzes lustigen Auftritt gelacht wie ich es sonst getan hätte. Auch das Gespräch zwischen Grauwind und Silhouettenmond bekam ich nicht mit.
Ein wenig sehnsüchtig und traurig blickte ich zu den drei Katzen. Ob sie wohl Spaß hatten? Ich seufzte lautlos - nicht einmal das Kaninchen, das mir Grauwind zugeschoben hatte oder sein Schweif der kurz über meinen Rücken gewischt hatte, konnte mich aufheitern. Ich vermisste Silhouettenmond und Bärentatze. Vor allem den jungen Bärentatze. Mit ihm konnte ich spielen. Allerdings könnte ich das wohl jetzt auch nicht, selbst wenn er und Silhouettenmond schon zurück wären. Ich beachtete die Beute neben mir nicht, sondern bettete einfach den Kopf auf den Boden und beobachtete O'Malley, Moor und meinen Mentor.
Gähnend öffnete ich die Augen. Mir war immer noch so langweilig, meine Pfote tat mir weh und auch Grauwind wusste nicht, wann die Anderen zurückkamen - dass O'Malley und Moor wieder in das Lager zurückgekehrt waren, hatte ich nicht bemerkt. Erst laute Stimmen und der Geruch nach Beute ließ mich müde den Kopf heben. Beinahe augenblicklich fingen meine Augen an zu leuchten und mein Schweif wischte aufgeregt über den Boden. "O'Malley! Du bist zurück! Und Moor!" Mir fiel nicht auf, dass der junge Kater verletzt war und ich stand auch nicht auf - zu viel Sorgen machte mir, dass meine Pfote wieder wehtun könnte.
Grauwind schien es ebenfalls nicht zu wissen und traurig senkte ich die Ohren. Murrend landete mein Kopf auch schon auf der Seite, während ich sorgsam darauf achtete, ja nicht meine Pfote zu berühren. Es fühlte sich wie eine Ewigkeit an, die die Anderen bereits weg waren, auch wenn es wohl nicht ganz so lange gewesen war. Trotzdem vermisste ich sie und seufzte leise. So in Gedanken versunken bekam ich allerdings nicht mit, wie O'Malley in das Lager tänzelte, und auch Moor's Ankunft bemerkte ich nicht. Halb im Schlaf und doch irgendwie wach lag ich mit halbgeschlossenen Augen auf der Seite und bewegte mich nur, wenn ein stechender Schmerz in meine Pfote zog.
Es dauerte nicht lange, da öffnete ich auch schon wieder blinzelnd die Augen. Von den paar Minuten Schlaf, die ich bekommen hatte, war keine Sekunde erholsam gewesen, doch meine Pfote tat zu sehr weh, um wieder einschlafen zu können. Also drückte ich einfach müde meinen kleinen Kopf gegen Grauwinds Flanke. "Grauwind? Weißt du, wann Silhouettenmond und Bärentatze zurückkommen? Und O'Malley?" fragte ich leise und schaute ihn schläfrig an. Ich vermisste sie alle.
Inzwischen gähnte ich einmal vor Langeweile und beobachtete regungslos einen kleinen Käfer, der an meiner Nase vorbeikrabbelte. Doch nicht einmal meine Schweifspitze zuckte ob des Krabbeltierchens, und irgendwann schloss ich einfach die Augen, ohne es weiter zu beachten. Erneut gähnte ich und entblößte meine spitzen Zähne, dann klappte mein Maul wieder zu, fuhr mir kurz mit der rosafarbenen Zunge über die Schnauze und blieb einfach weiterhin so liegen. Unwillkürlich rutschte ich wieder ein wenig näher zu meinem Mentor, bis ich sein Fell an meiner Nase spürte. Es dauerte nicht lange, dann war ich in einen unruhigen Schlaf gefallen, bei dem meine Pfoten immer wieder zuckten und ich andauernd aufwachte, nur um in der nächsten Sekunde wieder einzuschlafen.
Langsam beruhigte ich mich durch die sanften, gleichmäßigen Bewegungen der Zunge von Grauwind und hörte auf zu wimmern, doch die Schmerzen und die plötzlich aufgekommene schlechte Laune blieb. Das normalerweise bei mir übliche Leuchten in meinen Augen war verschwunden, und so drehte ich mich einfach auf die Seite, entzog mein Fell so dem stillen Kater und ließ den Kopf auf den Boden fallen.
Ich kuschelte mich enger an Grauwinds weiches Fell, suchte Trost und Halt darin, während das Knurren abebbte und einem Wimmern wich. Ich wollte, dass das endlich aufhörte! Ich wollte weiter mit meinem Mentor spielen können, vermisste Silhouettenmond und Bärentatze und meine Pfote fühlte sich einfach furchtbar an.
Schnurrend balgte ich mich weiter mit Grauwind und drehte lachend mein Ohr weg, während ich mit den Vorderpfoten nach seinem Gesicht tapste, um die kitzelnden Schnurrhaare wegzudrücken. Doch genau dabei schoss mir der Schmerz in die Pfote, den ich während des Spiels vergessen hatte, und jaulend zuckte ich zusammen. Ich grub die Krallen der anderen Tatze in den Boden drückte meinen Kopf wimmernd in Grauwinds Fell. Es tat so dermaßen weh, dass ich vor Schmerz sogar knurrte, obwohl mir sonst nie ein derartiges Geräusch entfahren würde.
Ich schnurrte und drückte meinen Kopf gegen Grauwinds Wange. Ich hatte schon lange nicht mehr so mit jemandem geschmust und gleichzeitig gespielt, dass ich es richtig genoss. Das letzte Mal war bei meiner Mutter gewesen, und das war bereits ein paar Monde her. Sachte schleckte ich über sein Gesicht, dann hielt ich inne, grinste ihn mit heraushängender Zunge vergnügt an und leckte ihm dann einmal quer über das Gesicht.
Ich tatzte nach seinen Vorderpfoten, als er sie aus meiner Reichweite zog, und kicherte verspielt. Dann ließ seine vor meiner Nase hin- und herwedelnde Schwanzspitze meine Pupillen sich automatisch vergrößern, während ich der Bewegung mit dem Kopf folgte. Ich fing die Spitze mit meinem Maul, ohne die Zähne zu benutzen, und stupste mit der Zunge dagegen, als wollte ich sie putzen. Dabei erklang ein Schnurren in meiner Kehle und mein eigener Schweif wischte noch immer über den Boden. Fast vergaß ich dabei den anhaltenden und stärker werdenden Schmerz in der Pfote, doch nicht ganz - und ich vermisste auch Silhouettenmond und Bärentatze. Sie waren schon so lange fort...
Ich grinste Grauwind vergnügt an, als er fertig war mit dem Säubern meines Fells - ich hatte gemerkt, wie er meine Tatze wohlweislich ausgelassen hatte, kommentierte das aber nicht weiter. Dafür hatte ich die Prozedur zu sehr genossen und fuhr ihm ebenfalls mit meiner deutlich kleineren Zunge durch das Fell. Als er mich anstieß, knurrte ich spielerisch; allerdings klang es mehr nach einem Schnurren. Ich knabberte an seinen Vorderpfoten und versuchte so, ihn zu kitzeln.
Ich schnappte empört nach Luft und fing an zu lachen, als Grauwind mich am Bauchfell kitzelte. Leicht drehte ich mich zur Seite und tatzte mit weichen Pfoten nach ihm, während er dazu überging, mich zu putzen. Das Schnurren ließ meine Kehle vibrieren und ich schleckte ihm nun meinerseits über das weiche Fell an seinem Hals. Es gefiel mir sichtlich, von ihm geputzt zu werden, und meine Schweifspitze zuckte immer wieder hin und her.
Das Schnurren wurde lauter und wuchs zu einem richtigen Beben in meiner Kehle an, als Grauwind sich neben mich legte. Schon war der schillernde Käfer vergessen und stattdessen rollte ich mich leicht auf die Seite. Meine Stirn lag auf dem Boden und ich betrachtete meinen Mentor kopfüber und mit noch immer heraushängender Zunge. Und noch immer kopfüber drehte ich meinen Körper so, dass ich auch O'Malley anblinzeln konnte. "Meine Pfote tut immer noch weh!" mauulte ich leise, hatte die aufkommende schlechte Laune in der nächsten Sekunde jedoch schon wieder vergessen. O'Malley wollte jagen gehen? Mein Schweif wirbelte eine Staubspur auf, während er auf dem Boden herumwischte, und unwillkürlich musste ich kichern - so falsch herum sah alles gleich viel lustiger aus!
Ich seufzte leise, als Avanti schon wieder knurrte und sich dann entfernte. Was hat er wohl? Mag er mich nicht? Kurz legte ich betrübt die Ohren an, dann schaute ich zu O'Malley und meinem Mentor Grauwind. Am liebsten wäre ich jetzt aufgesprungen und zu ihnen gelaufen, doch ich hielt mich zurück - ich wollte nicht, dass meine Pfote noch mehr wehtat. Stattdessen drehten sich meine Ohren in alle Richtungen, während ich - vorsichtig, um meine Tatze nicht zu berühren - anfing mich zu putzen. Ein Brummen lenkte mich ab und ich schaute mit großen Augen einem dicken Käfer hinterher, der in der Nähe meiner zitternden Schwanzspitze entlang flog. Meine Zungenspitze ragte dabei noch leicht aus meinem Maul heraus und ein leises Schnurren rumpelte in meiner Kehle, während ich das schillernde Insekt beobachtete.
Meine Augen wurden größer, während ich Avanti zuhörte. "Sie holen Hilfe für mich? Aber wo? Und bei wem? Haben sie gesagt, wann sie zurückkommen?" fragte ich und wedelte unruhig mit dem Schweif über den Boden. Dann drehte ich mich auf die Seite, sodass meine Wange auf dem feuchten Gras lag, und schaute den Kater an. "Du sitzt bestimmt schon lange hier und passt auf, danke, Avanti", schnurrte ich und unterdrückte ein müdes Gähnen. Mir ist ja so langweilig... Wann kommt Bärentatze endlich wieder?
Leicht zuckten meine pinselartigen Ohren, als ich Stimmen hörte. Gesang drang an mein Trommelfell, war aber schon vorbei, ehe ich etwas tun konnte. Nach einer Weile blinzelte ich. Ich hatte wirklich sehr fest und lange geschlafen, und meine Augen fühlten sich verklebt an. Schlaftrunken hob ich die Pfote und wollte mir damit über mein Gesicht wischen, doch ein scharfer Schmerz durchzuckte die Tatze und ich jaulte überrascht auf. Erst dann fiel mir wieder ein, was in den letzten Sonnenaufgängen geschehen war. Ich blinzelte mehrmals und fuhr mir mit meiner rosanen Zunge über die Schnauze, damit ich wieder etwas erkennen konnte, und schaute mich um. Wo sind Silhouettenmond... Und Bärentatze? Sofort hellwach hob ich den Kopf, der bis dahin auf dem Boden gelegen hatte, und drehte ihn hin und her. Etwas entfernt konnte ich Grauwind und O'Malley erkennen, und dicht neben mir saß Avanti. Ich schaute ihn mit großen Augen an. "Wo sind Bärentatze und Silhouettenmond? Und dieser andere Kater... Moor? Was ist passiert?" fragte ich und vergaß dabei das unfreundliche Verhalten, das er mir gegenüber an den Tag gelegt hatte.
Nachdem wir sehr langsam vorangekommen waren, weil meine Pfote mit jedem Schritt noch mehr wehtat, half mir Grauwind im Lager, mich auf den Boden zu legen. Erschöpft maunzte ich noch einmal leise, ehe ich die müden Augen schloss. Dabei zitterte ich, weil es so schmerzte. Ob die Tatze wohl gebrochen war? Ich wusste es nicht, aber ich hatte auch keine Gelegenheit mehr, darüber nachzudenken - schon kurz nachdem ich die Augenlider geschlossen hatte, war ich tief und fest eingeschlafen.
Ich sah die Entschlossenheit in seinem Blick und drehte eines meiner fedrigen Ohren zur Seite, schaute auf meine noch immer in die Luft hängende Pfote und murrte. "Na gut, dann gehen wir eben zurück", maulte ich sichtlich schlecht gelaunt und humpelte dann ohne ein weiteres Wort zu verlieren an Grauwind vorbei in Richtung Lager. Oder zumindest dachte ich das - tatsächlich lief ich dabei allerdings in die völlig falsche Richtung.
04.10.2019 17:11
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