Ich musterte sie. Augenscheinlich war sie eine Fremde. Doch in Wahrheit war sie meine Mutter. Das Wort Mutter kannte ich nicht mal. Ich wusste überhaupt nicht im geringsten, was eine Familie war oder welche Bedeutung sie hatte. ,,Ich bin wieder da.", mautze ich dann und setzte mich auf meinem Hintern, fing gemütlich an meine Pfote zu putzen. ,,Ich habe es versprochen, erinnerst du dich Wind?", fragte ich dann ruhig und musterte sie. Ich blinzelte die anderen an. ,,Hast du wieder Kinder bekommen?", fragte ich und es war keine Verachtung oder anderes in der Stimme zu hören. Ich war nur neugierig und wunderte mich, sie mit 2 Jungen zu sehen. Denn das waren sie definitiv noch. Junge. Hingegen der Bedeutung von Familie und Liebe, wusste ich was die Bedeutung von einem Versprechen war.

Ich beobachte den Kater, den ich wohl als mein Sohn bezeichnen sollte, aber es wohl nicht wirklich aussprechen würde. "Sehe ich", brummte ich ruhig, aber ohne wirkliches Gefühl.
"Ich erinnere mich Moor, ich vergesse ein Versprechen nicht", miaute ich dann und sah zu seinem Beutel. "Was ist das?"
Dann sah ich zu den Jungkatzen und schüttelte den Kopf. "Nein. Sie sind nicht meine Jungen."

Ich neigte kurz meinen Kopf. ,,Hast du das gefunden, was du wolltest? Ich für meinen Teil nicht komplett, aber, es würde vielleicht mit der Zeit passieren", miaute ich und legte den Kopf schief. ,,Das ist ein Bündel mit Kräutern um Katzen zu behandeln.", erklärte ich mautzend. ,,Verstehe.", setzte ich noch hinterher.

Hatte ich gefunden, was ich suchte? Ich wusste es nicht. "Ich werde sehen, ob es meine Bestimmung ist, was man mir auftrug." Ich deutete meine neuen Pflichten bewusst nur an, um mich langsam wieder aus dem Gespräch zu lösen. Ich musste noch mit Anju und dem kleine Kater reden, sie hatten im Moment eine Priorität. "Die Zeit bring Rat, Moor." Ich sah zurück zu den anderen und bemerkte den Blick von Grau. Alles gut, deutet ich ihm an und sah dann wieder zu meinem Sohn. "Wirst du bleiben?"
Wieder lag mein Blick auf dem Beutel. "Kräuter?
Wie viel weißt du darüber?"

Ich überlegte kurz und nickte dann sachte. ,,Das ist der Plan gewesen, für das Versprechen und mein Erscheinen. Außer du willst das ich gehe, dann werde ich wieder gehen", erklärte ich ziemlich monoton. ,,Ziemlich viel, für mein Alter. Ich habe schon einige Katzen vor dem Tod gerettet.", mautze ich dann und war stolz darauf.

Ich nickte und sah ihn ein Moment an, meine Gefühle waren geteilt.
Ich war stolz auf ihn, dass er es soweit geschaffte, immerhin hatte er niemals eine wirkliche Stärke beim Jagen gezeigt. Auch freute ich mich innerlich, dass eine mir bekannte Katze zurückgekehrt war, der ich wahrlich mehr traute als jeder anderen Katze auf der Ebene. Doch mehr war dort auch nicht.
Ich konnte ihn noch immer nicht als die Familie ansehen, wie ich es mit meinen Geschwistern und meinen Eltern getan hatte. Noch immer war er das Junge, welches von meinen Verlusten mit erzogen wurde. Ich verdrängte den Gedanken.
"Ich freue mich für dich, Moor", meinte ich ruhig und nickte leicht. "Es ist mir eine Freude dich wieder hier begrüßen zu dürfen." Meine Worte waren ehrlich, und ließen dennoch für Außenstehende keine erkennbare Bindung zwischen ihm und mir erkennen.
"Wäre es denn möglich, dass du dein Wissen anwenden könntest?", fragte ich und sah zu Anju. "Sie hat einige Wunden, und ihre Pfote scheint verletzt."

Ich hörte ihr zu, ihr hörte ihr normal zu, als wären wir nicht Mutter und Sohn. Ich hörte ihr einfach zu, als eine ältere Katze, welche Sprach, für welche ich Respekt hatte, aber mehr nicht. In meinen Gesicht ließ sich auch nichts deuten oder Körperhaltung, dass ich sie mehr als nur eine Kätzin sehe, die mich aufzog. Sie zog mich nur auf, bis ich alt genug war und dann ging. Mehr erkenne ich da nicht. Nicht die Liebe und Fürsorge einer liebenden Mutter. Sondern nur die einer Katze, welche mich ohne wirkliche Bindung und Gefühle für mich aufzog. So wurde ich bindungslos. Emotionslos. Nicht im Stande Gefühle wahr zunehmen oder zurück zu geben. Es lebte sich ganz gut, doch, wenn man einem Kater versucht zu sagen, dass er sterben wird, ohne Gefühle, dann, könnte das echt komisch rüber kommen. Er hat mir seine Krallen direkt ins Gesicht gehauen und betitelte mich als Monster. Ich habe es einfach nur hingenommen und bin weiter gezogen. Ich konnte nichts für ihn tun. Er war schwer krank. Er war wahrscheinlich schon tot. Nicht mal jetzt regte sich etwas in mir. Als Wind sagte, dass sie sich für mich freute, war das genauso. Ich konnte nicht ganz zuordnen, was das sein sollte und erwiederte es dementsprechend auch nicht. Mein blick ging zu den Katzenwelpen, als sie eines erwähnte. Das eine sah ich allerdings nicht so gut, wie den jungen Kater - müsste ein Kater sein. ,,Aber sicher. Ich müsste alles dabei haben. Wenn du mir zeigst, wo ich die Anju finde, dann kann ich sie anschauen und behandeln." Wenn Außenstehende wissen würden, dass wir Mutter und Sohn waren, dann würde ihn diese Kälte, die zwischen ihr und mir herrschte, zu setzen.

Ich verfolgte verwirrt das Gespräch zwischen diesem Moor und Silhouettenmond. Die beiden kennen sich irgendwoher wurde mir bewusst. Nachdenklich schaute ich zwischen ihnen hin und her, konnte aber keine Verbindung herstellen. Egal. Wenn Silhouettenmond will, das wir es erfahren wird sie es uns sagen beschloss ich und lächelte Moor freundlich zu, bevor ich die Kätzin vorsichtig anstupste. Dann deutete ich mit dem Schweif auf den Lager Ausgang und tat so, als ob ich fressen würde, bevor ich sie fragend ansah. Kann ich jagen gehen?

Ich lauschte den Worten von Moor, und nickte. "Gut, sie sitzt da, neben dem Kater." Ich deutet auf die Jungkatzen hinter mir, und trat dann einen Schritt zur Seite.
Grau kam, zu uns, und stupste mich an. Er deutet auf den Ausgang, und ich blinzelte kurz. "Raus? Fressen?...-", fragte ich kurz, aber verstand dann.
"- du möchtest jagen gehen, oder? Wenn ja, tu dies."

Irgendwie fühlte ich mich fehl am Platz, ja fast schon störend. Silhouettenmond schien den Kater zu kennen, der das Kräuterbündel nieder gelegt hatte. Zumindest nannte sie ihn beim Namen, allerdings war ihr Verhalten ihm gegenüber irgendwie distanziert. Sogar mehr noch als bei mir. "Ich bin Lantis", stellte ich schnell klar, als der Kater scheinbar nicht zwischen Anju und mir unterscheiden konnte. Komischer Kautz. Als der graue Kater sich erhob und seine Absicht zum Jagen verdeutlichte, hellte sich meine Miene und ich trat neben ihn zu der grauen Kätzin. "Ich werde ihn begleiten. Dann könnt ihr", dabei warf ich Moor einen Blick zu, ehe ich Silhouettenmond wieder ansah. ".. solange ja euer Wiedersehen feiern und wir sprechen später über dein Anliegen?" Ich war stolz auf mich, wie erwachsen und zuvorkommend ich mich anhörte, und folgte einer Eingebung, indem ich meinen Kopf schnurrend an Silhouettenmonds Schulter rieb, ehe ich mich Grau zuwandte und darauf wartete, dass er voran ging.

Ich nickte. ,,Ich weiß, dass du nicht Anju bist. Du siehst nicht weiblich aus", mautze ich dann. Kurz drehten sich meine Ohren. Ich hob mein Stock mit dem Kräuterbündel hoch und trug ihn zur Kätzin. Ich hatte ja nicht gewusst, ob sich hier noch mehr Katzen aufhielten, welche meine Hilfe benötigte. Ich schnupperte an der Jungkatze. ,,Ich bin Moor. Wie hast du dir die Wunden zugefügt?", wollte ich freundlich, aber mit keiner weiteren Gefühlsregung wissen. Ich öffnete meinen Bündel und müsste mir später ein neues großes Blatt suchen, welches ich dann zum neuen Bündel binden konnte. (was genau hat Anju denn?)

Ich hatte dem ganzen Gespräch zwischen den beiden Katzen nicht zugehört und war aufgesprungen, als das Insekt weggeflogen ist. Schnell lief ich ihm hinterher und belastete dabei instinktiv meine Pfote nicht, bis ich über ein kleines Grasbüschel stolperte und aufjaulte, als ich zu Boden stürzte. Ich hob den Kopf und schaute mich um, konnte die anderen aber nicht sehen - war ich so weit gelaufen? Angst wallte in mir auf, doch ich schüttelte den Kopf. Leise jaulend erhob ich mich und reckte die Nase in die Luft. Es fiel mir schwer, aber nach einem Moment erkannte ich Silhouettenmonds Geruch. Er kam irgendwo von links, und aufs Geratewohl humpelte ich in die Richtung, an einem kleinen Hügelchen vorbei, und da waren sie auch schon alle.
Dann trat ein Kater auf mich zu und ich mustetrte ihn neugierig. "Hey, du! Ich bin Anju. Meine Pfote tut weh, warum fragst du?"

Ich ließ Moor machen, und vertraute völlig auf seine Fähigkeiten. Er würde dies schon schaffen, Anju warf ich einen beruhigenden Blick zu. Ich hoffte, sie würde ihn machen lassen, denn ich wollte keine Katze haben, die auf Ewig am Schmerzen litt.
Als Moor mit Lantis - wie der kleine Kater hieß - sprach, zuckte mein Ohr, doch reagierte ich nicht weiter drauf. Erst als Lantis auch mich ansprach, und eine Begleitung für Grau anbot, nickte ich kurz.
"Tu dies, Lantis, aber Grau, bist du damit einverstanden?", fragend sah ich den Kater an, und blinzelte. "Wenn ja, dann haltet euch bitte von der Mäusewiese fern. Ich möchte nicht riskieren, dass noch etwas passiert. Nicht für diesen Moment." Kurz huschte mein Blick zurück, aber richtete sich letztendlich auf Lantis. "Ihr könnt zur alten Farm gehen, dort wo wir uns getroffen haben, Lantis. Erinnerst du dich?"

,,Weil mir Wind gesagt hatte, dass du dich verletzt hast und ich wollte es mir mal ansehen", mautze ich dann. Sie hatte mir ja nicht gesagt, dass sie nicht mehr Wind hieß, also konnte ich es nicht wissen. Warum auch immer sie es nicht für nötig hielt, mich darüber auf zu klären, konnte mir ja eigentlich egal sein. Auch als der Kater sich an ihr rieb, laut schnurrend, zuckten meine Ohren nur und ich kommentierte es weder mit Eifersucht oder sonstigem. Ich hatte mir Anjus Wunden nun genau angesehen und träufelte auf jeden ihrer Wunde einen Saft, von einem Kraut. Als das erledigt war, kümmerte ich mich um ihre Pfote. Ich legte ihr einen Breiumschlag um und mautze dann,,,Ruh dich aus. Nicht so viel laufen. Wenn du das beachtest, dann geht es deiner Pfote in wenigen Tagen besser"